Vom moosbedeckten Hochland durch die Steilwand zum Teich unterm Wasserfall – Wanderung PR3FLO auf Flores

Die offizielle Wanderung PR3FLO führt von den Lagoas Negra und Comprida durch das Hochland von Flores, vorbei an der Lagoa Seca und der Lagoa Branca und schließlich über steile, vor langer Zeit in die Steilwand geschlagene Treppen hinab zum Wasserfall beim Poço do Bacalhau, wo man ein erfrischendes Bad nehmen kann.

Der markierte Weg ist 7 km lang und mit 3 Stunden Gehzeit angegeben. Es geht nur wenig bergauf, dafür umso mehr und steiler bergab.

Miradouro das Lagoas

Im Hochland können die Wanderstiefel zwischen den dicken Moosteppichen, aus denen beständig Wasser fließt, ihren Freischwimmer machen, sofern sie ihn noch nicht haben.

Wer in Fajã Grande wohnt, lässt sich am besten beim Miradouro das Lagoas absetzen und wandert dann nach Fajã Grande hinab.

Wer mit dem Mietwagen unterwegs ist, hat die Wahl hin und zurück zu wandern (dann am besten von Fajã Grande ins Hochland und zurück und nur bei entsprechender Top-Kondition) oder nur einen Teil der Wanderung im Hochland zu machen und dann zum Beispiel beim Einstieg in die Steilwand umzukehren.

Die Tour lohnt sich bei schönem Wetter wegen der atemberaubenden Aussichten, andererseits versetzt wechselnde Bewölkung das Hochland in eine mystische Stimmung. Bei Nebel sollte man allerdings darauf achten, den Weg nicht zu verlassen und kein Risiko einzugehen.

Beim Miradouro das Lagoas sollte man unbedingt erst einmal den herrlichen Ausblick auf die beiden unterschiedlich leuchtenden Seen genießen. Im Hintergrund sieht man schon die Gegend, durch die man später wandern wird und auch bei entsprechender Sicht den Morro Alto, den höchsten Berg der Insel Flores mit seinem weithin sichtbaren Mast.

Der Wanderweg beginnt dann etwas weiter unten, ein paar Schritte Richtung Straße zurück und führt am rechten Seeufer der Lagoa Comprida entlang.

Immer wieder bieten sich schöne Ausblicke auf den See, das Hochland und die Berge ringsumher.

Man stößt auf eine weitere Straße, die 2008 asphaltiert wurde (vorher eine Schotterstraße). Überquert man diese sieht man in die Lagoa Seca hinab.

Wieder zurück über die Straße beginnt der feucht-fröhliche Teil der Wanderung.

Auf schmalem Pfad geht es mitten durch die Vegetation des Hochlands mit dicken Moospolstern und der endemischen Baumheide Erica azorica.

Es ist rutschig und matschig, aber mit vernünftigem Schuhwerk und entsprechender Trittsicherheit kein Problem, der Weg verläuft ohne große Höhenunterschiede.

Nach einer Weile sieht man rechts die Lagoa Branca liegen und über dem See den Morro Alto. Hat man den See fast passiert geht nach rechts ein kleiner Pfad ab zu einer Vogelbeobachtungshütte.

Da es sich um ein Naturschutzgebiet und um ein empfindliches Ökosystem in einem inzwischen anerkannten UNESCO Biosphärenreservat handelt, sollte man hier besonders umsichtig vorgehen, nichts zurücklassen, nichts mitnehmen und die Tiere nicht stören.

Von der Hütte zurück auf dem Wanderweg stößt dieser bald auf eine rote Schotterpiste, der man nach rechts folgt. Zumindest war dies bis 2009 noch eine Schotterpiste – es könnte allerdings passieren, dass die Straße hoch zum Morro Alto ebenfalls irgendwann asphaltiert wird. Dieser Schotterpiste also folgt man nun in einer Links- und dann in einer engen Rechtskurve ein Stück bergauf. Es gibt auch eine „Abkürzung“ durch das Gestrüpp, welche aber ziemlich stark zugewachsen und nicht unbedingt zu empfehlen ist.

Der offizielle Weg geht dann nach ca. 1 km links ab. Wem die 7 km zu wenig sind oder wer es liebt, Gipfel zu besteigen, der sollte unbedingt einen Abstecher zum Morro Alto machen.

Die meisten Einheimischen und vor allem die Taxifahrer erzählen, dass sich der Blick vom Morro Alto nicht lohne. Ich war oben und ich habe die Vermutung, dass sie dies deshalb tun, um nicht Touristen auf der (selbst für Autos mit Stern) schwierigen Piste im Schritttempo hinauffahren müssen.

Zu Fuß geht es sich aber wunderbar auf der Piste und in einer guten halben Stunde sollte der Aufstieg zu schaffen sein.

Natürlich lohnt der Aufstieg nicht, wenn das Hochland in Wolken oder Nebel gehüllt ist. Sollte es aber nur leicht bewölkt sein, so bietet sich ein herrlicher Rundblick über das Hochland der Insel und bis hinüber zur Nachbarinsel Corvo. Von den Hochlandseen kann man nur die Lagoa Branca sehen, die anderen liegen zu tief in ihren Kraterkesseln. Der Abstieg erfolgt auf gleichem Wege, für den Abstecher würde ich zwischen einer guten Stunde bis zwei Stunden einrechnen, je nach Schnelligkeit und Verweildauer am Gipfel.

Von oben kommend biegt man also nach rechts ab auf den wie üblich gelb-rot markierten Wanderweg. Er führt über Wiesen und Weiden stetig leicht bergab, zwischendurch passiert man ein Gatter, auf dem „Close me“ steht, das man so zurücklassen sollte, wie man es vorfindet. Blickt man zurück, so sieht man einen Wasserfall, der aus dem Hochland herabstürzt. Immer weiter geht man vorbei an Weiden und Steinmauern. Dann kommt ein Stück mit in den Fels gehauenen Stufen, hier braucht man mal ein paar große Schritte.

Und irgendwann zeigt er sich: einer der atemberaubendsten Blicke der Insel und der Azoren überhaupt – wenn man die Häuser von Fajã Grande ganz weit unten liegen sieht.

Ein Stück noch folgt man dem Rand der Steilwand bis zu einer Senke. Dort geht man links und kommt zu einem weiteren Gatter.

Danach beginnt der steile Abstieg über die uralten, ungleichen Stufen in endlos scheinenden Serpentinen.

Und nach jeder Kurve wieder der atemberaubende Blick auf die Fajã.

Sind die Stufen trocken, so ist der Weg – trotz aller Steilheit und der Tatsache, dass man sich in einer Steilwand befindet – nicht wirklich schwindelerregend.

Nur nach Regen und bei viel Feuchtigkeit sollte man sehr vorsichtig gehen oder im Zweifel die Wanderung bzw. dieses Teilstück ausfallen lassen.

Nach einer guten halben Stunde ist auch dieses Wegstück geschafft und kurz darauf erreicht man nach einem Brücklein die Straße.

Dort geht man rechts und bei der großen Wandertafel nochmals rechts hinauf Richtung Wasserfall, der weithin sichtbar ist.

Nach ca. 10 min erreicht man den Poço do Bacalhau, in dem man ein erfrischendes Bad unterm Wasserfall nehmen kann. Ein wunderbares Ende für eine traumhaft schöne Wanderung.

Direkt um die Ecke am alten Hafen von Fajã Grande kann man in der Strandbar einen Kaffee trinken oder zu Abend essen und dabei den „westlichsten Sonnenuntergang Europas“ genießen. Geht man die Dorfstraße hinauf, findet man schräg gegenüber der Kirche die Snackbar Ocidental, wo es ebenfalls gutes und ein wenig günstigeres Essen gibt.

Alle Infos (Flyer, GPS, Wanderkarte, Fotos): www.trails-azores.com