Auf den Azoren ist man eigentlich sehr viel alleine unterwegs. Selten trifft man auf andere Wanderer – vor allem von September bis Mai, vor allem auf den „kleinen“ Inseln.
Nur bei Festen oder an leicht zugänglichen Punkten, die auch im Reiseführer stehen – wie z.B. dem Café Sport auf Faial – kann man grössere Menschenansammlungen erleben.
Umso erstaunter war ich, als ich letztes Jahr hörte, dass nur noch 160 Leute pro Tag auf den Berg und nur noch 40 gleichzeitig auf dem Piquino sein dürfen. Gibt es wirklich so viele Menschen, die an einem Tag eine Pico-Besteigung wagen wollen? Offenbar schon, doch nur im Sommer!
Nun erstaunt mich erneut die Meldung, dass man Eintritt für den Berg verlangt. Sicherlich sinnvoll, um die Station der Bergwacht und deren eventuelle Einsätze zur Rettung unvorsichtiger oder unglücklicher Wanderer zu unterstützen. Auch der Zaunpfahl-Wink mit der Mülltüte hat was für sich, sofern diese Tüten dann nicht alle am Berg verstreut liegen gelassen werden – im schlimmsten Fall 160 Stück pro Tag!
Nun könnte man den Schluss ziehen, dass doch eine Menge Menschen die Azoren besuchen. Schade nur, dass sie offenbar zu großen Teilen alle nur ein paar Tage einfliegen, um den Pico zu erklimmen und sich nicht die Zeit nehmen, auch die anderen, teils um einiges vielfältigeren Wanderungen zu entdecken. Sonst müsste man doch mehr Wanderer unterwegs treffen, oder nicht?
Die mit PR3PIC markierte Wanderung an der Ostspitze der Insel Pico ist eine schöne Mischung aus gemütlicher Küstenwanderung und einer optionalen Klettertour über Lavafelsen – Höhenmeter macht man dabei kaum. Ein Highlight ist der Besuch des Leuchtturms an der Ponta da Ilha.
Startpunkt ist am Porto do Calhau, dem Hafen von Piedade. Der erste Teil inklusive der Kletterei über Lavafelsen ist eine Streckentour, den zweiten Teil kann man zumindest von August bis April als Rundwanderung gestalten.
Die küstennahe Variante ist allerdings von Mai bis Juli zum Schutze brütender Vögel nicht möglich.
Vor allem in den Wintermonaten kann das Meer so rauh sein, dass hohe Gischt und Wellen das Begehen des gesamten Küstenweges sehr gefährlich bzw. unmöglich machen. Hier sollte man im Zweifel kein Risiko eingehen.
An der Infotafel beim Hafen kann man sich über den Wegverlauf und die Besonderheiten der 10 km langen und als schwierig eingestuften Wanderung, die durch ein Naturreservat führt, informieren.
Schwierig ist allerdings hauptsächlich der Abschnitt über die Lavafelsen, dafür aber ist er auch am schönsten und spannendsten.
Vom Hafen aus folgt man also der üblichen rot-gelben Markierung.
Das Küstensträßchen führt zunächst an Häusern, später an teils liebevoll gestalteten, teils verlassenen Gartengrundstücken vorbei.
Schon bald genießt man einen schönen Blick zurück auf den kleinen Hafen.
Weiter geht es auf einem grasbedeckten, holprigen Küstenweg.
Hier muss man aufpassen, schnell kann der ungeübte wie auch der geübte Wanderer mit dem Fuß umknicken. Daher empfehlen sich wie sonst auch knöchelhohe Wanderstiefel.
Bald wird die Landschaft noch karger, man geht oder klettert nur auf der blanken Lava.
Hier ist es besonders wichtig, auf die rot-gelben Markierungen zu achten.
Meist ist es am besten, von einer Markierung zur nächsten den direkten Weg zu suchen.
An einigen, wenigen Stellen muss man Lavaspalten überwinden, was aber für normale Wanderer kein Problem sein sollte.
Unzählige Felsformationen kann man dort entdecken. Man sollte also – auch wenn die Gesamtstrecke nicht so lang ist – viel Zeit einplanen, um die Landschaft und ihre bizarren Gestalten ausgiebig erkunden zu können.
Auch der Gang über die Lava ist zeitaufwändiger als normales Wandern.
Kurz vor der Baia da Engrade entfernt sich der Weg ein wenig von der Küste, man folgt ein kurzes Stück einem breiten Erdweg.
Bald gabelt sich der Weg erneut – hier entscheidet sich je nach Jahreszeit, ob man nach links zum Küstenweg gehen kann, oder ob man auf dem Erdweg bleiben muss.
Ist der Küstenweg begehbar, bietet sich der Erdweg später als Rückweg an.
In jedem Fall kommt nach einer Weile der Leuchtturm Farol da Ponta da Ilha in Sicht. Fragen, ob man ihn sich anschauen darf, kostet ja nichts und ist auf jeden Fall ein spannendes Erlebnis.
Weiter folgt man dem Weg nach Manhenha, wo man beim Restaurante Ponta da Ilha auf den Erdweg stößt, der sich wie gesagt als alternativer Rückweg anbietet.
Wer die Wanderung oben in Piedade und nicht erst unten im Hafen begonnen hat, kann auf diesem Weg auch direkt ins Ortszentrum zurückkehren.